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27.08.2019, 17:55 Uhr | die eule
Landwirtschaft ist ihre Passion
Teil 2
Barbara Otte-Kinast wirkt entspannt, als sie am späten Nachmittag in der Deiterser Burgstiegstraße aus der dunklen Limousine steigt. Auf dem
Hof von Landwirt Christian Henne wird die Landesministerin schon von Landwirten und Mandatsträgern aus Stadtrat und Kreistag erwartet
– eingeladen vom früheren Landtagsabgeordneten aus Lüthorst: Dem Dasseler CDUStadtverbandsvorsitzenden Joachim Stünkel gelingt es regelmäßig,
LandespolitikerInnen in seine Heimatregion zu holen.
Landwirt Christian Henne (im bunten Hemd) freute sich, dass die Minist. seinem innovativen Hof in Deitersen die Ehre erwies. Ermöglicht hatte das der CDU-Stadtv. Dassel mit J. Stünkel an der Spitze. Das Foto entstand vor der Biogasanlage des Henne-Hofes
Noch bevor sich die 54-Jährige aus Bad Münder am Abend in Hunnesrück den
Fragen interessierter Bürger und Berufskollegen stellt, geht es auf dem Hof von Familie Henne in Deitersen um Gärrestausbringung, Tierschutz
bei der Haltung von Zuchtsauen, um die Folgen des Klimawandels, um Dürre,
Biogas und Fernwärme, um bürokratische Hemmnisse, um Mainstream und echte Verbraucherwünsche, die sich auch im Portemonnaie der Landwirten niederschlagen, um Nachhaltigkeit, und – Zwiebeln zur Herstellung von
Aromastoffen für die Firma Symrise in Holzminden. Für Otte-Kinast sind das wahrlich keine böhmischen Dörfer, es ist nicht Neues für sie. 
Selbst Tochter eines Landwirts, hat sie auf einem Kartoffelbetrieb gelernt, ist Ländliche Hauswirtschaftsleiterin und hat in Bad Münder mit Ehemann
Jürgen einen Milchviehbetrieb mit Ackerbau, Biogas und Photovoltaik auf dem
Dach. Auch die weibliche Sicht auf Probleme der Landwirtschaft ist ihr vertraut, stand sie doch seit 2014 an der Spitze der niedersächsischen
Landfrauen, bevor sie als Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in die Landesregierung berufen wurde. Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Auch deshalb sind Barbara Otte-Kinast
die Termine vor Ort „so wichtig“. Sie räumt unumwunden ein, lieber direkt mit
den Menschen vor Ort über Probleme zu sprechen, zu spüren, wie viel Frust ihr entgegen schlägt, und zu hören, wie sie Probleme sehen bzw.
angehen, als sich mit ihnen über etliche E-Mails zu verständigen:
„Ich fahre gerne in die Fläche“, betont die Ministerin.
Häufiger unterwegs sei sie tatsächlich aber im Oldenburger Münsterland,
das als so genannter Schweinegürtel die größte Dichte an Geflügel-,
Schweine- und Rinderzuchtbetrieben Deutschlands aufweist.
Einladungen in den Süden kämen da eher selten.
Insofern freute sie sich hier über den breit aufgestellten, innovativen
Betrieb in Deitersen mit seinem „Vorzeige-Betriebsleiter“ Henne und darüber,
dass er auch einfach etwas wage – zum Beispiel zu probieren, wie
es mit der Zwiebel klappt und das ‘mal eben auf 20 Hektar Land. Hier sei spürbar, dass alles, was Christian Henne anfasse, ihm auch Spaß bereite.
Als die Ministerin mit Interesse die Gärrest-Ausbringung mit dem Selbstfahrer beobachtet, der landwirtschaftlichen Laien so gar nicht geläufig sein dürfte, sinniert sie, dass Landwirte die Verbraucher viel mehr aufklären müssten und diese Gespräche auch als Teil ihrer täglichen Arbeit – als Öffentlichkeitsarbeit
– verstehen sollten. Aufklärung gehe nicht nur mit Kampagnen. Oft sei es
schließlich nur Unwissenheit, die zur öffentlichen Meinungsbildung
führe, in einem direkten persönlichen Gespräch könnte manche Frage
schon geklärt werden: „Kaum jemand kennt doch noch einen Landwirt, den er einfach fragen kann...“ con
aktualisiert von Joachim Stünkel, 17.09.2019, 19:24 Uhr