Clemens Große Macke forderte, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und sich stetig einzusetzen, anstatt sich die »schlechte Situation« ständig einreden zu lassen. Foto Rudloff Einbecker Morgenpost
Einbecker Morgenpost - Dassel. Joachim Stünkel, Vorsitzender des CDUStadtverbands, freute sich über das rege Interesse des zahlreichen Publikums am Vortrag von Clemens Große Macke. Viele waren gekommen, darunter auch viele Kreistagsabgeordnete. Der strukturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen erklärte, dass man in seiner Heimat, dem Münsterland, zusammenstehe.
Während die Weser-Ems-Region früher als das »Armenhaus Deutschlands« bezeichnet wurde, gelte es jetzt als strukturstarke und prosperierende Region. In den vergangenen 30 Jahren habe man sich statt des politischen und fraktionellen »Kirchturmdenkens« gemeinsam engagiert – mit Erfolg. Im Kommunalparlament in Oldenburg sitze er seit dem Jahr 2001 und sei begeistert, wie sich im Laufe einer Generation die Region gewandelt habe.
Immer wieder müsse man sich jedoch weiter gemeinsam fragen, welche Hausaufgaben und Herausforderungen zu erledigen seien, um das eigene Dorf, die Stadt, den Landkreis oder das Bundesland Niedersachsen weiter voranzubringen.
Große Macke forderte, dass die Landesregierung bei der neuen EU-Förderperiode von 2014 bis 2020 auf eine bedarfsgerechte und regional ausgewogene Schwerpunktsetzung achte. Niedersachsen werde aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums weniger EU-Mittel erhalten als bisher. Es stehen viele Herausforderungen bei weniger finanziellen Mittel an, daher wäre es gut, wenn Regierung und Opposition gemeinsam agieren. Stattdessen setzen SPD und Grüne momentan auf falsche Ansätze. Statt der gleich gerichteten »Vorgehens-Diktatur« aus Hannover sollte auf die Fähigkeiten der Personen vor Ort zurückgegriffen werden. Sie wüssten, was zu tun sei. Eine Kernforderung der CDU sei weiter das regionalisierte Teilkonzept. Dabei werde vorhandenes Geld von denen verteilt, die sich in der Region befinden und einschätzen können, wo es einzusetzen sei.
Der Südniedersachsenplan sei ein »Luftschloss« des Wahlkampfes, stellte Große Macke fest. Wann und wie er umgesetzt werde, sei unklar. Statt ein
Sonderprogramm bei weniger Fördermitteln für den südlichen Bereich festzusetzen, sollte es eine ausgewogene, maßvolle Unterstützung aller Regionen geben, gepaart mit individuellen Ansätzen. Südniedersachsen verfüge mit Göttingen über einen guten Universitätsstandort und innovative Arbeitsplätze in den Bereichen Mobilität, Chemie, Gesundheit und Biotechnologie.
Gleichzeitig seien einige Bereiche nur unzureichend an die Verkehrsnetze angebunden oder drohten durch die Abwanderung junger Menschen zu veröden. Daher müssten Politik, Wissenschaft und Wirtschaft besser miteinander vernetzt sein und es eine bessere Infrastruktur geben. Die von der Landesregierung geplanten Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro über nur sieben Jahre seien dafür viel zu wenig und noch nicht einmal freigegeben.
Stattdessen sei die »Ideenwerkstatt Südniedersachsen « von »Macher« Uwe Schünemann besser.
Sie gehe über die bloße Verteilung von Strukturfördermitteln hinaus und setze auf die Einbindung der Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft vor Ort. Gemäß der »Einbecker Erklärung « von ihm und Björn Thümler sollen Probleme in den Landkreisen Goslar, Göttingen, Osterode, Northeim und Holzminden aktiv gemeinsam angegangen werden. Die Ergebnisse der Ideenwerkstatt können Impulse, Anregungen und Vorschläge zeitnah ergeben, um die Region tatsächlich voranzubringen.
Wenn man jeden Tag höre, dass der Süden untergehe, glaube man irgendwann auch daran. Das sei falsch. Selbstbewusst sollten sich alle den Heraus forderungen stellen, Interessenvertretungen für gemeinsame Projekte bilden, Handlungsfelder defi nieren sowie Probleme gemeinsam und regierungsunabhängig angehen. Statt nur immer über Missstände zu lamentieren, müssten im Gemeinverbund die vorhandenen Stärken gestützt
und die Schwächen verbessert werden. Die kulturelle Aktivitäts steigerung reiche nur als Themenpunkt wie im Südniedersachsenplan nicht
aus, sie müsse auch mit konkreten und zeitnahen Inhalten gefüllt werden.
Nicht wie beim Landesraumordnungsprogramm ein Raster über Niedersachsen zu legen, um Regionen und Zentren willkürlich zu »strukturieren «, helfe, sondern das Vertrauen in die Menschen vor Ort. Das Leben im ländlichen Raum einschließlich der Schulen, kulturellen Einrichtungen sowie der Infrastrukutur müsse lebenswert bleiben, anstatt sich auf Mittel- und Großzentren zu konzentrieren, so der CDU-Politiker.
Er forderte zum Abschluss noch einmal alle auf, sich für die eigene Region einzusetzen, Chancen zu nutzen, Herausforderungen anzugehen und
auf die Stärken zu konzentrieren, nicht nur zu lamentieren.
80 Prozent des Erfolges seien psychologisch – also eine Einstellungssache – und die Zukunft hänge nicht am Fördertopf, sondern an jeder einzelnen Person.
Für seine interessanten Aussagen erhielt Clemens Große Macke von Joachim Stünkel ein regionalspezifisches
Präsent.
(Quelle: Einbecker Morgenpost - mru)