Gerüchte um die Schließung der Grundschule Lüthorst, »Knackpunkt« Unterrichtsstunden und Schülerzahlen, Kombiklassen und Schulverbünde sowie Eltern- und Kommunapolitikersorgen waren jetzt Thema einer
öffentlichen Veranstaltung des CDU-Ortsverbandes Lüthorst.
Foto: Ehrenheim- Schmidt, Einbecker Morgenpost
Lüthorst (des). »Eine kleine Schule kann ein Juwel sein. Es besteht noch soviel Beratungsbedarf, dass eine Schließung zum 1.August 2008 nicht ins Auge gefasst werden kann. Die Gemeinde Lüthorst darf nicht
abgehängt werden. Ein Schulstandort ist ein wichtiges Privileg für die Entwicklung eines Ortes«, stellte Karl-Heinz Klare, an Bürgermeister Gerhard Melching gewandt, abschließend fest. Den schulpolitischen Sprecher der CDU im Landtag hatte der Lüthorster
Ortsverbandsvorsitzende Joachim Stünkel zum Thema »Erörterung der Situation der Grundschulen im Stadtgebiet« eingeladen. Angeregt worden war der Abend von Eltern Lüthorster Schüler. Vor den Ferien,
so berichtete auf Nachfrage Jessica Wüstemann, seit Ende Januar kommissarische Leiterin der Grundschule Lüthorst, war ihr in einem Gespräch mit Dassels Bürgermeister Gerhard Melching die Möglichkeit
der Schließung angedeutet worden. Darüber hatte sie die Arbeitsgruppe Schulausschuss und die Eltern informiert. 68 Schüler habe die Schule zurzeit, fünf bis sechs kommen im Sommer hinzu, 23 gehen ab. Dazu sei ihr vom Kultusministerium die neue Zahl von 56 Unterrichtstunden genannt worden.
80 Eltern, Elternvertreter wie Borgwardt Hasmanis aus dem Landeselternrat, Detlef Rengshausen aus dem Stadt- und Kreiselternrat sowie Eckhard Kahnert und Uwe Fingerhut als Schul- und Klassenelternvertreter, die Lüthorster Lehrer Jürgen Wolff, Annegret
Behrendt, Jessica Wüstemann sowie die pädagogische Mitarbeiterin Astrid Henne-Wellner, Bürgermeister Gerhard Melching, zahlreiche Ratsmitglieder und Ortsbürgermeister, sie alle waren zu der Info-
Veranstaltung in den »Sollingstern« gekommen.
»Eine Schule kann man nur einmal schließen, und dann ist sie weg«, stellte Stünkel in siner Begrüßung fest. Klare, der sich als »ein Fan von kleinen Schulen« vorstellte, hob die Bedeutung einer Schule für den ganzen Ort hervor. Er hielt einen kurzen sachlichen Vortrag.
Durch sinkende Geburtenzahlen gibt es jährlich 13.000
niedersächsische Schüler weniger. Schuldiskussionen gebe es viele, aber sie dürften nicht jedes Jahr aufs Neue auftauchen. Wenn ein Standort die Schülerzahl von sieben langfristig unterschreite, dann könne man von Schließung reden. Kleine Lerngruppen, individuelle Gestaltung des Unterrichts, überflüssiger Bustransport durch den Schulträger, großes Elternengagment, all das würde für eine kleine
Schule sprehen. Weiter erläuterte er die Kombi-Klassen-Politik: Ab einer bestimmten Schülerzahl werde die Klasse geteilt, und die
Pflichtstundenzahl erhöht. Da Fächer wie Deutsch und Mathe bereits heute von unterschiedlichen Pädagogen unterrichtet werden müssten, seien hier bereits Kooperationem mit anderen Schulen üblich. Einen
Schulverbund aller vier Dasseler Grund-schulen schlug Klare vor, bei dem jede Schule selbstständig bleibe, Lehrer bei Krankheiten ausgetauscht werden könnten und der viel flexibler sei. »Das machen
ganz viele Schulen.« Auch die »veränderte Eingangsstufe« erklärte er, ein besonderes pädagogisches Angebot, in das alle Kinder, ob
schulfähig oder nicht, eintreten und, je nach Entwicklung, nach einem, zwei oder drei Jahren in die zweite oder dritte Stufe wechselt. Auch ein Ganztagsangebot würde den Standort stärken. Das
sei aber eine Lösung zu Lasten der anderen. Auch von der Möglichkeit, durch straffere Organisation im Ministerium schneller an Feuerwehrlehrer zu kommen, sprach Klare. Konkret für Lüthorst verrsprach er, die bestehende Feuerwehr-Stelle von 21 auf 25 Stunden
aufstocken zu lassen: »Ein Anruf bei der Landesschulbehörde.«
Elternvertreter Rengshausen stellte ein Rechenmodell zu Einzel- und Kombiklassenstundentafeln vor und stellte fest: »Aus unserer Sicht gibt es überhaupt keinen Grund, den Schulstandort zu schließen.«
Vorausgegangen war dieser Diskussion ein Brief vom November, den Eltern von fünf Lüthorster Schulanfängern 2008 an den Schulträger geschickt hatten, berichtete Peter Zarske, einer der Väter dieser Gruppe. Im Januar wurden sie gemeinsam mit betroffenen Schulvertretern und Behörden zum Gespräch geladen. Durch sechs Schüler weniger im kommenden Jahr in Lüthorst würde sich die Stundenzahl von über 80 auf 56 reduzieren, habe man erfahren. Auch Eltern aus Sievershausen wandten sich an den Bürgermeister. Dies sowie personelle Schulleiter-Veränderungen in Sievershausen, eine Vakanz und Altersteilzeit in Markoldendorf und die Zahl der 56 Unterrichtsstunden ab 1. August sowie anstehende Entscheidungen zu Investitionen beschleunigten die Behandlung dieses Themas, erklärte Bürgermeister Melching auf Nachfrage. Die Entscheidung treffe das gesamte Stadtgebiet, Lüthorst sei nicht isoliert zu sehen, äußerte er vor den Zuhörern. »Knackpunkt sind die Unterrichtsstunden.« Hier wünsche er sich von verantwortlicher Seite Zusagen für Unterrichtsstunden und verlässliche Zahlen für alle vier Schulstandorte. Klare, der hier ein »offenes Herz raushörte«, garantierte: »Die Sache mit dem Ausrechnen steht.« Das Kultusministerium würde dies berechnen, auch mittelfristig für die Jahre bis 2011.
Melching berichtete von einem zeitnahen Gespräch mit der Landesschulbehörde, einem Arbeitskreis und einer umfassenden Elterninformation Mitte April mit neutralem Moderator, bei der auch Klares Zahlen vorliegen sollen. Transparenz sei ihm wichtig. »Wenn
eine Schließung kommt, wird es immer Benachteiligte geben.« Dass ein Schulstandort für mehrere Jahre sicher sein müsse, gab Joachim Stünkel zu bedenken, »die Kinder müssen die Gewinner sein.«
Delia Ehrenheim-Schmidt, Einbecker Morgenpost