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31.08.2016, 17:38 Uhr | Die Eule
Gips, Asche, Internet
CDU Dassel informiert Landtagspräsident Busemann (Artikel, Die Eule)
LÜTHORST n Niedersächsischer Niederschlag: Leise legt sich Landregen über den Ravensberg nördlich von Lüthorst.
Nass liegen die leeren Felder am Hang, als hinter CDU-Chef Joachim Stünkels VW-Bus eine kleine Kolonne
hinauf fährt zum Haus „Wildwiese“ und genau dort stoppt, wo der Stadtoldendorfer Baustoff-Produzent
Knauf in den kommenden 20 Jahren gerne zwei Millionen Tonnen Qualitätsgips aus der Scholle schälen will.
Im Haus „Wildwiese“ bekommt der Parlamentsvorsitzende Alltagssorgen und Großprobleme vermittelt. Davor informiert die CDU den langjährigen Minister über Regionaltourismus im Lüthorster Wilhelm-Busch- Themenpark. Foto: Friese
Gegenüber möchte Knauf-Tochter GFR die verfüllt geglaubte Deponie Wangelnstedt weitere 20 Jahre
mit noch einmal zweieinhalb Millionen Kubikmetern Kraftswerksaschen aufstocken. Beide Langzeit-
Projekte sind umstritten.
Die Debatte bewegt sich seit Jahren um mögliche Folgen für Gewässer, regionaltouristische Entwicklung,
unternehmerischen Bestandsschutz und Biotop-Beachtung, auch um Verkehrsfrachten und medizinische
Unverträglichkeiten.
Als Ex-Landtagsmann immer noch gut vernetzt mit Hannover, hat der CDU-Beigeordnete und Kreistagspolitiker
Stünkel seinen Parteifreund und Präsidenten des Niedersächsischen Landtages, Bernd Busemann, im Schlepptau.
Mit mehreren informierten CDU-Kommunalpolitikern will Stünkel dem Parlamentsvorsitzenden zeigen,
was los ist in den Dasseler Nord-Dörfern beidseitig des Bewerbachs.
Busemann steigt aus seinem Dienstwagen, folgt den Fingerzeigen von Stünkel und Kandidatenkollegen.
Der Vollblut-Politiker aus der Emsländer Tiefebene blickt auf den geplanten Knauf-Claim am Hügelsaum
Richtung Portenhagen.
Der Landtagspräsident,früher Kultusminister, dann Chef des Justizressorts unter den Ministerpräsidenten
Wulff und McAllister, fragt sachgerecht nach Bodenbesitz und Entscheidungsbehörden, nach Verfahrensstand
und Hindernissen, nach Zuständigkeiten und Einflussmöglichkeiten.
Hellwach merkt Busemann auf, als die Dasseler Union davon berichtet, dass bislang weder Gewerbeaufsichtsamt
Braunschweig (Deponieerweiterung) noch Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld (Gipsabbau) die vorgesehenen
Verfahrensschritte vollzogen und die geplanten Vorhaben genehmigt oder abgelehnt hätten.
Oben im Haus „Wildwiese“ angekommen, erzählt das Betreiber-Ehepaar, warum die Projekte von Knauf & Co.
den Fortbestand ihrer gewollt abgelegenen Einrichtung gefährde.
Sprengstoffzündungen im Tagebau könnten zwar angekündigt werden, verlören aber nicht den Schrecken für
die sehr speziellen Bewohner.
Sprengsirenen, auch schwere Laster mit Staub und Krach, könnten die gut in die Lüthorster Dorfgemeinschaft
eingebundenen Leute gar nicht vertragen.
Dann trifft Landtagspräsident Busemann lockere „Wildwiesen“-Bewohner, schüttelt Hände und erkennt, wie eng die
Bewohner-Bindung zu „Chef“ Wolfgang Müller und den knapp 20 Mitarbeitern des Unternehmens ist.
„Unsere Bewohner brauchen hier ständige Ruhe“, ergänzt Annegret Philipps-Müller. Und „wir brauchen
schnelleres Internet“, fügt Müller an. Im Geschäftsleben laufe heute nur noch wenig ohne Netz. Und die
Leitung für das Haus „Wildwiese“ sei nicht nur lahm, sondern falle zu oft ganz aus. Das sei problematisch,
wenn Lohn angewiesen und Beiträge pünktlich abgeführt werden müssten.
„Da kennen die Krankenkassen“ kein Pardon, ächzt Wolfang Müller. Handlungsbedarf bestehe obendrein
bei Zuschüssen zu Bewohner-Gemeinschaftsreisen.
„Schreiben Sie eine Petition!“, empfiehlt Busemann pragmatisch und will sich der Sache persönlich
annehmen. cmf

aktualisiert von Joachim Stünkel, 28.02.2017, 17:33 Uhr