Als Ehrengäste begrüßte Vorsitzender Joachim Stünkel (Mitte) die Landtagsabgeordneten Frank Oesterhelweg (rechts) und Clemens Große Macke beim 50-jährigen Jubiläum des CDU-Ortsverbands Lüthorst. Foto: Rudloff
Lüthorst. Stünkel erklärte, dass sich in den vergangenen 50 Jahren viel geändert habe. Früher traf sich der Gemeinderat, dem immer Politiker einer eigenen CDU-Liste angehörten, im Büro in der ehemaligen Molkerei. Selbst sonntags konnten noch Personalausweise verlängert werden, wenn am
Montag eine Reise anstand. Überparteilich wurde sich zum Wohl für Lüthorst eingesetzt, eine Schule entstand, das alte Feuerwehrhaus wurde umgebaut
sowie der Wegebau vorangetrieben. Maßgeblich daran beteiligt war Gerhard Ritter, der von 1974 bis 2011 das Amt des Ortsbürgermeisters bekleidete.
Hochachtung habe er von den sieben Gründungsmitgliedern,
die am 19. September 1964 den CDUOrtsverband ins Leben riefen. In der damaligen Zeit war dies nicht einfach. Stünkel freute sich, bei der Jubiläumsveranstaltung Jochen Runge und Albert Stünkel zu begrüßen. Seit fünf Jahrzehnten prägen sie die Politik in Lüthorst und der Region, und sie bringen sich immer noch gern ein.
Zahlreiche Spitzenpolitiker wie Christian Wulff, David McAllister, Eckart von Klaeden, Heiner Geißler, Jürgen Gansäuer, Hartmut Möllring und Uwe
Schünemann sowie die Kreispolitiker Matthias Rabbethge und Rudolf Hermes kamen gern nach Lüthorst,
dies treffe ebenfalls auf Frank Oesterhelweg, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und Clemens Große Macke, strukturpolitischer
Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, zu, sagte Stünkel.
Heute erachten es einige Menschen als nicht normal, in der CDU zu sein, früher sei die Situation noch schwieriger gewesen, sagte Oesterhelweg. Ihm
imponierten die Leistungen von Runge und Albert Stünkel. Nicht nur den Ortsverband gründeten sie 1964, sie prägten die Politik über viele Jahrzehnte.
Sie seien »wandelnde Geschichtsbücher«, so vieles haben sie in der sich stetig wandelnden Zeit erlebt. Sich in der Politik zu engagieren, tue nicht weh, es sei etwas Schönes, betonte Oesterhelweg. Man kann das Leben zum Wohl der Städte und Dörfer mitgestalten sowie sich für die Wünsche und Belange der Bürger zielgerichtet einsetzen. Wie Stünkel komme er ebenfalls aus dem ländlichen Bereich und kümmere sich gern um die Menschen vor Ort. Die Aussage »Heimat kommt vom Herzen«, sei nicht eingestaubt, sie treffe auf viele Lokalpolitiker zu. Sie engagieren sich vielfältig, den Lebensraum für die Mitmenschen attraktiv zu gestalten.
In der CDU gab es schon immer unterschiedliche Typen und Charaktere wie unter anderem Franz-Josef Strauß, Norbert Blüm oder Rita Süßmuth, die
sich getraut haben, auch mal Klartext zu reden. In jeder Partei treten mal verschiedene Positionen auf, Diskussionen gehören zur politischen Arbeit, deutliche Meinungsäußerungen ebenfalls. Helmut Kohl habe sicherlich nicht alles richtig gemacht, so der Landtagsabgeordnete, eines seiner großen Verdienste war, dass die Union eine Volkspartei wurde.
Die CDU habe sich christlichen Werten verpflichtet, nicht nur daher müsse man sich für die Flüchtlinge einsetzen. Die Politik habe bisher nicht viel
geleistet, zum Glück gebe es unzählige Bürger, die sich ehrenamtlich einbringen. Keiner wisse, wie groß der Zustrom noch werde, es bestehe hoher Handlungsbedarf. Das Asylrecht soll für die erhalten
bleiben, die es benötigen, so Oesterhelweg, doch nicht jeder könne aufgenommen werden. Lebenssituationen in den Herkunftsländen sollten ebenfalls verbessert werden.
In Deutschland existieren Regeln, die einzuhalten seien – auch für Flüchtlinge. Die Amtssprache sei Deutsch, es gelte das Grundgesetz. Wem das nicht passe, so der CDU-Politiker, soll wieder ausreisen.
Die Flüchtlingsproblematik sei komplex, Probleme seien sachlich abzuwägen, bevor bindende Entscheidungen getroffen werden.
»Willst Du froh und glücklic leben, lass kein Ehrenamt Dir geben«, laute eine Aussage von Wilhelm Busch, sagte Oesterhelweg. Freiwilliger Einsatz werde
immer weniger, vor allem in der Politik. Zum Glück gebe es solch engagierte Personen wie im CDU-Ortsverband, die sich für die Mitmenschen und die Region seit Jahrzehnten einsetzen. Sie leisten einen außergewöhnlichen Beitrag für ihre Mitmenschen.
Nach Heiner Geißler und Jürgen Gansäuer beim 40-jährigen Jubiläum wollte Stünkel zum 50-jährigen Bestehen wieder »Schwergewichte« der CDU
haben, deshalb seien er und Oesterhelweg gekommen, schmunzelte Clemens Große Macke, zusammen bringe man einiges auf die Waage.
Viele Menschen wissen gar nicht, wie gut es ihnen gehe. Sie sollten den Zustand mehr schätzen,als ständig zu klagen. Unzählige Personen seien auf
der Flucht, für sie sei Deutschland das »Paradies«.
Wer Lächeln, Frieden und Wohlstand ernten möchte, der müsse sich auch dafür einsetzen. Nur das gute Leben zu genießen, ohne dafür etwas zu
leisten, das funktioniere nicht.
Wer wie Bauern agiere, die sich um Aussaat kümmern müssen, Pflanzen hegen und pflegen, Unkraut rechtzeitig beseitigen und Pflanzenschutz
einsetzen, der kann auch die »Früchte« ernten. Manchmal stellen sich Erfolge erst nach längerer Zeit ein, den Mut sollte man nie verlieren. Anstatt
zu sagen, einmal hätte ich beinahe etwas erreicht, gelte es, sich mit aller Kraft für seine Ziele einzusetzen.
Realisierte Projekte ziehen positive Gefühle und die Steigerung der Selbstwertschätzung nach sich.
Große Macke hatte Hochachtung vor den Pionieren in Lüthorst, sie hatten Mut, neue Wege zu bestreiten. Diesem Beispiel sollte man folgen, also mal
mit Zivilcourage anders sein als die große schweigende Masse. Schon im Grundgesetz stehe, die Würde des Menschen sei unantastbar. Anstatt Menschen zu verurteilen, weil sie wie Ältere, Zugereiste oder Personen mit Beeinträchtigungen anders seien, sollte man auf sie offenherzig zugehen.
Die Lebenserwartung habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt, so der CDU-Politiker, die Nahrungsmittel eine außergewöhnlich hohe Qualität.
Zahlreiche Verbraucher möchten jedoch Lebensmittel nur zu billigen Preisen erwerben, geben für sie weniger als für Tierfutter aus. Das passe nicht zusammen; für etwas Gutes müsse auch mehr bezahlt werden.
Jeder sollte sich fragen, ob er nur im Strom mitschwimmen will oder etwas erreichten möchte, appellierte der Politiker. Motivation und positives
Denken helfe bei der Zielrealisierung. Noch vor einer Generation galt die Weser-Ems-Region als »Armenhaus Deutschlands« mit 40 Prozent Arbeitslosigkeit, jetzt hat sie eine hohe junge und wachsende
Bevölkerung sowie eine positive Entwicklungsdynamik. In Südniedersachsen müsse der Pessimismus abgelegt werden, so Große Macke, dann sei solch ein Prozess ebenfalls möglich. Potenzial sei vorhanden, jetzt müssen die Ärmel hochgekrempelt werden. Es liege an jedem selber, sich für
sich und seine Zukunft einzusetzen. Die Gründer des Ortsverbands kämpften vor 50 Jahren für die Realisierung ihres Ziels, die lange Erfolgsgeschichte
gebe ihnen Recht. mru
Quelle: Einbecker Morgenpost, Marc Rudloff